Schlafapnoe

Bei der Schlafapnoe, auch bekannt als Schlafapnoe-Syndrom (SAS), handelt es sich um eine Schlafstörung, die durch anatomische Ursachen bedingt ist. Es gibt verschiedene Formen von Schlafapnoe, bei denen es typischerweise zu wiederkehrenden Atemaussetzern oder -störungen während des Schlafs kommt, die zu einer unzureichenden Belüftung der Lunge führen. Als Reaktion darauf steigt der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut an, was zu einem biologisch bedingten Weckalarm führt.

Diese Reaktion führt zu körperlichen Stressreaktionen wie der Freisetzung von Noradrenalin sowie einer Erhöhung von Puls und Atmung, die von den Betroffenen oft nicht bewusst wahrgenommen werden. Dennoch stört sie den natürlichen Schlafrhythmus und führt zu Tagesmüdigkeit und Erschöpfung. Langfristig leiden Patienten häufig unter den Auswirkungen von Schlafmangel, wie z.B. verschiedenen gesundheitlichen Folgeerscheinungen und Krankheiten, insbesondere einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen.

Apnoe-Hypopnoe-Index AHI

Eine Schlafapnoe kann unterschiedlich ausgeprägt sein und wird daher in verschiedene Grade beziehungsweise Stufen eingeteilt, um die Quantität des Problems sowie seine korrekte Behandlung besser einschätzen zu können. Zu diesem Zweck wird ein Index, der sogenannte Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) genutzt. Hierbei werden die Anzahlen der Apnoen (Atemstillstände) und Hypopnoen (Atemverminderungen) gezählt, die pro Stunde Schlaf stattfinden. Dies gibt Auskunft über die Schwere der Störung.

Die Messung erfolgt einerseits mittels eines druckempfindlichen Systems, das den Atemdruck an der Nase misst. Andererseits werden die Sättigungswerte des Blutsauerstoffes durch ein Oxymeter erfasst. Durch diese Technik können Hypopnoen nachgewiesen werden. Apnoen hingegen werden durch eine Messung der Temperatur festgestellt. Beide Messungen werden beim Verdacht einer Schlafapnoe im Rahmen einer Untersuchung der Schlafqualität im Schlaflabor durchgeführt.

Ergänzend kommt oft die Epworth Sleepiness Scale zur Anwendung. Diese besteht in einem Fragebogen, in dem Betroffene das Ausmaß ihrer Tagesschläfrigkeit und damit auch ihres Leidensdrucks angeben können. Der Grad der Tagesschläfrigkeit ist sowohl bei der Bewertung der Schwere einer Schlafapnoe als auch bei der Abschätzung von Konsequenzen im Alltag (Fahrzeug- und Maschinenführung) von Interesse.

Hypopnoe-Syndrom

Bei einem Hypopnoe-Syndrom stehen nicht die Atemaussetzer, sondern Phasen verminderten Atemflusses im Vordergrund. Auch hierdurch entsteht eine Minderbelüftung der Lunge und damit eine sinkende Sauerstoffsättigung des Bluts. Die Folgen gestalten sich ähnlich, wenn auch teilweise weniger ausgeprägt als bei Apnoen. Eine Hypopnoe liegt erst dann vor, wenn der Atemfluss um mindestens 30 % vermindert ist und diese Minderung mindestens zehn Sekunden lang anhält.

Obstruktive Schlafapnoe OSA

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) bezeichnet den folgenden körperlichen Zustand im Schlaf: Die oberen Atemwege sind ganz oder teilweise blockiert, es kommt zu vermindertem Atemfluss (Hypopnoe) oder auch Atemstillstand (Apnoe). Ist generell nur ersteres der Fall, wird oft von einer partiellen, obstruktiven Schlafapnoe gesprochen, bei der nur ein Teil der Strukturen zusammengefallen ist. Eine Atmung ist prinzipiell noch möglich, allerdings gegen einen gewissen Atemwiderstand – ist dieser zu groß, kommt es dennoch zur Unterversorgung.

Obstruktives schlafapnoesyndrom OSAS

Liegen nicht nur die typischen Atemaussetzer, sondern auch alle weiteren Symptome, also Tagesmüdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit und Schnarchen vor, wird von einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) gesprochen.

Lageabhängige vs. nicht-lageabhängige OSA

Bei der Beurteilung der Ursache für eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) wird zwischen der lageabhängigen und der nicht-lageabhängigen Apnoe unterschieden. Erstere tritt auf, wenn der Zungengrund in Rückenlage der Schwerkraft nachgibt und nach hinten rutscht. Dabei verschließt der Zungenmuskel die Atemwege ganz oder teilweise. In Seitenlage tritt dieses Problem nicht auf. Etwa 35 % der Betroffenen leiden unter dieser Form. Bei einer solchen lageabhängigen Apnoe können Betroffene eine Lagestabilisation, beispielsweise mittels eines angepassten Seitenschläferkissens, in Betracht ziehen.

Die nicht-lageabhängige Schlafapnoe liegt in jeder Schlafposition vor und entsteht im Rachen. Dieser besteht aus einem Muskelschlauch, der Atmung, Schlucken, Sprache etc. ermöglicht. Normalerweise hat er auch im Schlaf eine gewisse Eigenspannung, die ihn in Form hält. Erschlafft diese Muskulatur jedoch, fällt sie in sich zusammen. Dadurch wird der Zugang für Atemluft verringert oder vollständig verschlossen, die Atemstörung tritt auf. Unter dieser Ausprägung der Schlafapnoe leiden die übrigen 65 % der Betroffenen.

Welche Form vorliegt, ist zumeist entscheidend für die weitere Behandlung.

Risikofaktoren

Für das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom existiert keine einheitliche Ursache. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die die Entstehung und Aufrechterhaltung begünstigen können:

  • Alkohol- und Suchtmittelkonsum (z. B. Nikotin, Ecstasy, Schlafmittel), insbesondere bei regelmäßigem Gebrauch im Rahmen einer Abhängigkeit
  • Einschränkung der Nasenatmung: Polypen, Nasenscheidewandveränderungen, chronische Entzündung der Nasenschleimhäute
  • Übergewicht
  • Spezielle Ausprägungen bestimmter Gesichts- und Rachenorgane: Großer Unterkieferwinkel und dadurch bedingte Lage der zugehörigen
  • Muskulatur, Rachenmandelvergrößerung
  • Erschlaffung der Rachenmuskulatur durch Veranlagung oder Konstitution
  • Angeborene Fehlstellung unterschiedlicher Rachenorgane und –gewebe im Rahmen verschiedener Grunderkrankungen (z. B. Marfan-Syndrom, Goldenhar-Syndrom, Akromegalie etc.)

Bei der Behandlung sollte diesen Risikofaktoren beachtet und - soweit möglich - beseitigt werden.

Zentrale Schlafapnoe ZSA

Eine weitere Form der Schlafapnoe stellt die Zentrale Schlafapnoe (ZSA) beziehungsweise das Zentrale Schlafapnoe-Syndrom (ZSAS) dar. Im Gegensatz zu anderen Apnoeformen ist der Durchgang der Atemluft in diesem Fall nicht beeinträchtigt. Trotzdem treten Atemstillstände auf, die zu den Folgeerscheinungen einer Schlafapnoe führen. Als ein solcher Atemstillstand wird ein Aussetzen der Atmung für zehn Sekunden oder mehr bezeichnet.

Die Ursache liegt in diesem Fall im Gehirn: Es sendet keine Atemsignale an den Körper. Am häufigsten liegt diese Atemstörung in Form der sogenannten Cheyne-Stokes-Atmung (CSA) vor. Hierbei handelt es sich um ein regelmäßiges An- und Abschwellen der Atemaktivität, das nach einer Abflachung in Atemstillständen gipfelt. Die Zentrale Schlafapnoe ist seltener als die Obstruktive Schlafapnoe, das Verhältnis liegt bei knapp 20 % zu 80 %. Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren für eine Zentrale Schlafapnoe sind:

  • Mit Abstand am häufigsten: Herzprobleme, insbesondere Herzinsuffizienz, die mit einer Minderdurchblutung des Gehirns einhergehen
  • Schlaganfall
  • Hirntumor
  • Nebenwirkung bestimmter Medikamente für die Atemwege
  • Vergiftungen, Opioid-Überdosierungen
  • Leben in großen Höhen

Komplexe Schlafapnoesyndrom (CompSAS)

Neben den genannten Formen der Schlafapnoe existieren weitere, die insgesamt seltener auftreten. Als Komplexes Schlafapnoe-Syndrom (CompSAS) wird ein Komplex beschrieben, der zunächst als obstruktives Schlafapnoe-Syndrom vorliegt. Im Rahmen einer Beatmungstherapie (CPAP) entwickelt sich im weiteren Verlauf ein zentrales Schlafapnoe-Syndrom – häufig in Form der Cheyne-Stokes-Atmung. Diese Komplikation, bei der fünf oder mehr Atemaussetzer pro Stunde auftreten, entsteht trotz ansonsten scheinbar erfolgreicher Beatmungstherapie. Schätzungen zufolge betrifft es bis zu 15 % der vorwiegend durch diese Therapieform versorgten Patienten. Die Atemtherapie muss in diesen Fällen in entsprechend angepasster Form mit hohem endexspiratorischen Druckniveau (EPAP) fortgesetzt werden.

Widerstandssyndrom der oberen Atemwege (UARS – Upper Airways Resistance Syndrome)

Beim Widerstandssyndrom der oberen Atemwege (UARS – Upper Airways Resistance Syndrom) handelt es sich um eine nächtliche Atemstörung, die dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom teilweise ähnelt. Auch hier kommt es zu einer Verminderung des Atemflusses, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzt, allerdings ohne Atemstillstände und ohne nennenswerte Sauerstoffunterversorgung. Als Symptome können Stimmungsschwankungen, Schnarchen, Tagesmüdigkeit und Einschlafschwierigkeiten auftreten. Betroffen sind in erster Linie Frauen, wobei orthostatische Hypotonie (extrem niedriger Blutdruck im Liegen) und Übergewicht zu den Risikofaktoren zählen. Zur Behandlung können Protrusionsschienen für die Zähne eingesetzt werden, auch minimalinvasive operative Eingriffe kommen möglicherweise infrage.

Schlafbezogenes Hypoventilations-Syndrom

Das Schlafbezogene Hypoventilations-/Hypoxämiesyndrom liegt in zwei Varianten vor: Der zentral-alveolären Variante liegt eine pathologische Unempfindlichkeit der Atemsteuerung gegenüber Kohlendioxid zugrunde. Die Atmung verflacht sich, da der zu hohe CO2-Gehalt des Bluts erst spät eine Alarmreaktion hervorruft. Bei der sekundären Variante ist die mangelhafte Sauerstoffversorgung des Bluts auf eine Minderbelüftung durch eine Grunderkrankung zurückzuführen. Dabei kann es sich um skelettale (z. B. Skoliose) oder muskuläre (z. B. Dystrophie) Störungen sowie deutliches Übergewicht handeln.

In der Folge kommt es zu einem zumeist leicht verringerten Atemfluss durch strukturelle Behinderung des Atemapparats. Die Diagnose lässt sich gewöhnlich leicht mithilfe einer Messung der Sauerstoffsättigung über eine Schlafperiode stellen. Abhilfe schafft oftmals eine Behandlung der Grunderkrankung.

Symptome der Schlafapnoe

Das Leitsymptom aller Erkrankungen, die in den Komplex „Schlafapnoe“ fallen, sind die namensgebenden Atemstillstände, die von 10 Sekunden bis 2 Minuten andauern können. Kürzere Aussetzer stellen hingegen keine Apnoe im pathologischen Sinne dar. Die Aussetzer können, müssen aber nicht gemischt mit Hypopnoen auftreten. Diese stellen zudem eine eigenständige Störung dar. Weitere Symptome sind:

  • Durchschlafprobleme, unruhiger nicht erholsamer Schlaf
  • Morgendliche Kopfschmerzen und Erschöpfung sowie Schwindel
  • Erschöpfung und Leistungsabfall tagsüber
  • Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung, Sekundenschlaf – teilweise vorwarnungslos
  • Mundtrockenheit (bei Schnarchen)
  • Nächtlicher Harndrang, nächtliches Schwitzen
  • Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen
  • Erektile Dysfunktion

Schnarchen tritt bei vielen, aber nicht allen Betroffenen auf. Umgekehrt kann Schnarchen andere Ursachen haben, die weniger gefährlich sind. Eine Abklärung ist notwendig, wenn zu kontinuierlichem Schnarchen (nicht bedingt durch z. B. Erkältung, Alkoholkonsum) Müdigkeit trotz scheinbar ausreichender Schlafdauer kommt.

Bei den meisten Betroffenen treten nicht alle genannten Symptome auf. Zudem unterscheiden sie sich auf Basis der genauen Form, Ursache und des Schweregrads einer Schlafapnoe.

Folgen

Die Folgen eines unbehandelten Schlafapnoe-Syndroms ähneln vielfach denen anderer Störungen, die mit verminderter Schlafqualität und – quantität einhergehen. Ursache ist eine gestörte Schlafarchitektur mit verkürzten REM- und Tiefschlafphasen sowie teilweise einer Verkürzung der Gesamtschlafzeit. Dies betrifft alle Erkrankungen, die mit Stress assoziiert werden, wie Magengeschwüre und Hörsturz.

Das Risiko der Ausprägung einer Herz-Kreislauferkrankung wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlichem Herztod ist deutlich erhöht, insbesondere, wenn weitere verstärkende Faktoren (Alkoholismus, Rauchen, Übergewicht) hinzukommen. Die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, korreliert ebenfalls mit Vorliegen einer Schlafapnoe – der morgendliche Blutzucker ist höher, desto häufiger Atemaussetzer gemessen werden. Ebenfalls erhöht ist die generelle Insulinresistenz Betroffener. Auch im Falle der übrigen Symptome lässt sich feststellen, dass diese ausgeprägter sind, je höher der Grad des Schlafapnoe-Syndroms ist.

Eine weitere Folge der Erkrankung, insbesondere bei höhergradigen Verläufen, liegt in der Unfallgefahr bei der Fahrzeugführung und dem Bedienen schwerer Maschinen. Verantwortlich ist die Neigung zum Sekundenschlaf. Wissen Betroffene von der Erkrankung und einer bekannten Neigung zu Sekundenschlaf, kann bei einem Unfallgeschehen eventuell eine Fahrlässigkeit vorliegen.

Diagnose

Hegt ein möglicherweise Betroffener oder dessen Hausarzt den Verdacht, dass ein Schlafapnoe-Syndrom vorliegen könnte, bedarf dies möglichst zeitnah einer Abklärung. Diese erfolgt zunächst durch einen speziell ausgebildeten HNO-Arzt oder Lungenspezialisten (Pulmologe). In der Folge wird eine genauere Anamnese im Schlaflabor vorgenommen. Zum Einsatz kommen, neben moderner Messtechnik, auch Fragebögen, um Symptome wie Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf und Schnarchen sowie deren Ausmaß abzuklären. Zusätzlich wird oft seitens des Betroffenen über einen Zeitraum von ein bis drei Wochen ein Schlafprotokoll geführt.

Selbsttest

Zur ersten Abklärung stehen mittlerweile Heimgeräte zur Verfügung, die Betroffene über Nacht zur Messung im eigenen Zuhause nutzen können. Nach einer Einweisung durch den Arzt werden mehrere Messgeräte und Elektroden befestigt, um einen Anfangsverdacht belegen oder entkräften zu können. Gemessen werden zumeist Atembewegungen der Brust, Lage des Körpers, Sauerstoffsättigung, nasaler Atemluftstrom und Puls.

Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt durch den Facharzt. Wer unsicher ist, ob er unter Schlafapnoe leiden könnte, kann auch einen Onlinetest zurate ziehen, um eine erste Einschätzung zu erhalten. Dieser ersetzt jedoch niemals die Anamnese durch einen Spezialisten, insbesondere aufgrund der Komplexität unterschiedlicher Schlafapnoe-Formen.

Schlaflabor

Im Schlaflabor wird der Schlaf in ein bis drei aufeinanderfolgenden Nächten im Rahmen eines OSAS-Screening überwacht. Dabei erfolgen Messungen der bereits zuhause durchgeführten Werte, ergänzt um eine Messung der Gehirnströme (EEG), der Augenbewegungen (EOG), der Herzfrequenz (EKG) und der Muskelaktivität (EMG). Je nach Ausgangsverdacht kommt auch eine Videoaufzeichnung der Schlafposition und –bewegungen infrage. Im Anschluss an die Messungen werden die Daten ausgewertet – was aufgrund der anfallenden Menge einige Zeit in Anspruch nimmt. In der Folge werden die genaue Diagnose und die Behandlungsoptionen besprochen.

Therapie

Bei der Therapie einer Schlafapnoe kommt es zunächst auf die konkrete Form der Störung an, da nicht jede Art von derselben Behandlung profitiert. Schlafapnoen, die eine sekundäre Ursache haben, bessern sich häufig selbstständig, wenn diese beseitigt wird. Auch eine Änderung des Lebenswandels – beispielsweise Beseitigung von Adipositas oder Alkoholentzug – kann ausreichend sein. Zudem kommt es auf die Schwere der Schlafapnoe und den diesbezüglichen Leidensdruck tagsüber ebenso an wie auf die Möglichkeiten des Patienten.

Eine Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms zielt darauf ab, Atemaussetzer zu vermeiden und damit das Auftreten der Symptome sowie negativer Langzeitfolgen dauerhaft zu verhindern. Der Behandlungserfolg kann im Schlaflabor überprüft werden, zudem ist die Reduzierung der Tagesmüdigkeit ein entscheidendes Kriterium. Häufig geben zudem niedrigere Blutdruckwerte bei Hochdruckpatienten Auskunft über den Nutzen der Behandlung.

Konservative Therapie

Existiert keine sekundäre Erkrankung oder Ursache, die beseitigt werden kann, kommen verschiedene Therapieoptionen infrage. Als konservative Therapie wird in diesem Fall der Einsatz unterschiedlicher Atemgeräte oder einer sogenannten Unterkieferprotrusionsschiene bezeichnet. Letztere wird als individuell geformtes Schienensystem angepasst und über Nacht getragen. Durch die Schiene wird der Rachenraum mechanisch offengehalten, sodass die Atmung weniger oder nicht beeinträchtigt ist.

Sie kommt als Alternative zu einer Beatmungstherapie bei einer leicht- bis mittelgradigen Schlafapnoe infrage und weist eine ähnliche Wirksamkeit auf. Nachteile bestehen in einigen Fällen durch mangelnden Tragekomfort und deshalb gestörten Schlaf, Kieferschmerzen oder einen trockenen Mund.

Behandlung mit Atemmaske

In vielen Fällen erweist sich eine Therapie mittels nächtlicher Beatmung als effizientester Weg, eine Schlafapnoe dauerhaft erfolgreich zu behandeln - um eine Heilung handelt es sich dabei jedoch nicht. Zur Beatmungstherapie stehen unterschiedliche Modelle zur Verfügung, die je nach Art und Schwere sowie Akzeptanz der Behandlung eingesetzt werden. Sie werden teilweise nur über die Nase oder über Mund und Nase gestülpt und können mit einem Luftbefeuchter sowie einem Heizschlauch kombiniert werden.

Von Vorteil bei dieser Therapie ist die kontinuierliche Anwendung, die für eine rasche und dauerhafte Verbesserung der Sauerstoffversorgung sorgt. Von Nachteil sind mögliche Gewöhnungseffekte der Atemstrukturen einerseits sowie Lautstärke und mechanische Störung andererseits. Patienten können durch diese Kombination eine sekundäre Verschlechterung der Schlaf- und Lebensqualität erfahren. Eine Beatmungstherapie bei einer Schlafapnoe ist fast immer als Dauertherapie anzusehen und muss in jeder Nacht angewendet werden. Ausnahmen bestehen nur, wenn die Therapie Zeit bis zu einer möglichen ursächlichen Behandlung überbrücken soll.

CPAP Therapie

Im Falle der Beatmung durch ein CPAP-Gerät wird die vorhandene Spontanatmung des Patienten mit einem stetigen Überdruck kombiniert. Dieser besteht unabhängig vom Atemrhythmus des Behandelten. Der Atemfluss sowie die –tiefe werden weiterhin durch den Patienten kontrolliert und nur unterstützt, um Aussetzer zu vermeiden und im Falle einer Minderbelüftung für ein höheres Volumen zu sorgen. Die Einatmung ist erleichtert.

Von Nachteil ist die mögliche Überblähung der Lunge, da der Überdruck nicht situativ angepasst, sondern stetig ist, um in allen Liegepositionen auszureichen. Damit ist er teilweise höher als notwendig und erfordert stärkere Ausatemarbeit. Nebenwirkungen treten daher häufiger auf als bei weiterentwickelten Geräten. Diese Form der Beatmung wird von Krankenkassen häufig aufgrund des günstigen Preises bevorzugt.

BiPAP Therapie

Auch im Fall der Beatmung mit einem BiPAP-Gerät wird mit Überdruck gearbeitet, allerdings wird dieser biphasisch aufgebaut. Das heißt, es liegt ein höherer Überdruck beim Einatmen und ein niedrigere Druck beim Ausatmen des Patienten vor. Diese Druckunterschiede erleichtern beide Atemvorgänge, weshalb BiPAP-Geräte als nebenwirkungsärmer gelten als CPAP-Geräte.

APAP Therapie

Die Beatmung durch APAP-Geräte funktioniert grundsätzlich ähnlich wie die mit einem CPAP- und BiPAP-Gerät. Allerdings wird hier kein kontinuierlicher Druck aufgebaut, stattdessen wird der Druck automatisch bei jedem Atemzug an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Damit werden weitere der möglichen negativen Nebenwirkungen einer kontinuierlichen Beatmungstherapie vermieden. Daher gelten diese Geräte als die technisch ausgefeiltesten. Generell sollte die Wahl des Geräts, gerade aufgrund der Wichtigkeit, der notwendigen Akzeptanz und des dauerhaften Charakters seines Einsatzes, sehr sorgfältig getroffen werden.

Operative Therapie

Neben der Therapie durch Schienen oder Beatmung existieren verschiedene operative Methoden, die der Ursachenbeseitigung dienen sollen. Ob sie infrage kommen, hängt von der konkreten Ursache und deren Ausprägung, den Patientenwünschen, Akzeptanz einer Atemtherapie, Erfolgswahrscheinlichkeit, möglichen Risiken und weiteren Faktoren ab. Grundsätzlich gibt es daher verschiedene Ansatzpunkte operativer Eingriffe. Da eine Operation jedoch stets Risiken birgt und ein Erfolg nicht in jedem Fall garantiert ist, müssen hier Gefahren und Nutzen besonders gründlich gegeneinander abgewogen werden.

Verbesserung der Nasenluftpassage

In einigen Fällen kann eine obstruktive Schlafapnoe auf Gewebeveränderungen oder –vergrößerung in der Nase zurückzuführen sein, zu ihnen zählen große Nasenpolypen. Diese können operativ abgetragen werden – beispielsweise per Laser –, um eine Verbesserung der Nasenluftpassage zu erreichen und einen ausreichenden Luftstrom zu ermöglichen.

Vorverlegung der Kiefer

Wenn ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom durch einen übermäßig zurückgelagerten Kiefer verursacht wird, kommt zur Behandlung eventuell eine Kieferoperation, die sogenannte bimaxilläre Kiefervorverlegung, infrage. Dabei wird der Unterkiefer operativ vom Knochen gelöst und weiter nach vorne verlegt, in jüngster Zeit oft mit einer Rotation verbunden.

Bei guter Heilung werden die Atemwege auf diese Art dauerhaft freigelegt, selbst die Tagatmung kann verbessert werden. Voraussetzung sind die klare Verursachung der Erkrankung durch die Kieferfehlstellung sowie die gesundheitlichen Voraussetzungen für die Operation. Da es sich um einen durchaus komplizierten und eher seltenen Eingriff handelt, müssen sich Betroffene besonders gut – idealerweise durch Erfahrungsberichte anderer Betroffener und ärztlichen Rat – über die richtige Klinik informieren.

Zudem sollte Patienten bewusst sein, dass ein derartiger Eingriff immer ein Risiko darstellt. Eine Durchsetzung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse benötigt häufig mehrere Anläufe und gegebenenfalls einen Rechtsbeistand.

Weitere Operative Maßnahmen

Eine letzte operative Möglichkeit besteht in der Gaumen- oder Rachenstraffung. Diese zielt auf eine Reduzierung des erschlafften Gewebes sowie Entfernung beziehungsweise Verkleinerung bestimmter Rachenstrukturen – Zäpfchen und Mandeln – ab. Die Operation kann hilfreich sein, allerdings nur, wenn die genannten Strukturen tatsächlich in erheblicher Vergrößerung vorliegen. Weitere Voraussetzung bestehen in der Abwesenheit von Übergewicht und einem maximal mittleren Schweregrad der Schlafapnoe. In diesem Fall findet eine Straffung gleichzeitig mit einer Kürzung des Zäpfchens sowie einer Entfernung der Rachenmandeln statt.

Fragen

Im Rahmen einer atembezogenen Schlafstörung entstehen viele Fragen, die am sinnvollsten mit dem jeweiligen Facharzt beziehungsweise den Fachärzten besprochen werden sollten. Auch das Einholen einer Zweitmeinung kann empfehlenswert sein. Zusätzlich ist es für Betroffene oft hilfreich, in Selbsthilfegruppen on- oder offline Erfahrungen und Tipps auszutauschen.

Ist Schlafapnoe vererbbar?

Eine rein zentrale Schlafapnoe kann vererbt werden, allerdings ist dies ausgesprochen selten. In allen anderen Fällen können zwar bestimmte Merkmale und Risikofaktoren sowie Syndrome, die mit einer Schlafapnoe korrelieren, erblich bedingt sein, die Schlafapnoe selbst jedoch nicht. Im Fall erblicher Vorbelastungen sollte besonderer Wert auf die Vermeidung weiterer Risikofaktoren (übermäßiger Alkohol- und Substanzkonsum, Übergewicht) gelegt werden.

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