Pflanzliche Schlafmittel
Angesichts der Nebenwirkungen und Risiken entscheiden sich viele Betroffene lieber für pflanzliche Schlafmittel. Tatsächlich gibt es einige Präparate mit schlaffördernder Wirkung. Allerdings ist allgemein bekannt, dass diese in der Regel weniger intensiv wirken als chemische Alternativen. Andererseits ist in der Regel ein geringeres Abhängigkeitspotenzial und weniger Nebenwirkungen zu erwarten - dennoch bedeutet das nicht, dass die Anwendung völlig risikofrei ist.
Daher ist es auch bei der Verwendung von pflanzlichen Präparaten wichtig, den Beipackzettel zu lesen und zu beachten. Es ist besonders wichtig, auf ausreichende Mengen an Inhaltsstoffen zu achten, da die Variabilität dieser Inhaltsstoffe in den angebotenen Präparaten oft erheblich ist, da es sich in der Regel nicht um Medikamente handelt.
Vorteile
Die Vorteile pflanzlicher Mittel liegen klar bei den geringfügigen Nebenwirkungen – in einigen Fällen sind, von der Möglichkeit einer allergischen Reaktion abgesehen, überhaupt keine Nebenwirkungen bekannt. Zudem verändern sie dem aktuellen Stand der Forschung nach die Schlafarchitektur nicht.
Deshalb lassen sie sich auch für medizinische Laien relativ einfach anwenden und absetzen. Eine Toleranzentwicklung ist nicht zu befürchten. Dazu lassen sie sich, von medizinischen Cannabisprodukten abgesehen, rezeptfrei und relativ günstig erwerben. Für viele Betroffene eignen sie sich daher als sinnvolle Ergänzung zu schlafhygienischen Maßnahmen sowie der Ursachenbekämpfung einer Schlafstörung.
Nachteile
Zu allen genannten Pflanzenpräparaten existieren bislang lediglich Hinweise, Vorstudien oder Erfahrungswerte. Eine wissenschaftlich erwiesene Wirksamkeit konnte bis jetzt ausschließlich bei Hopfenpräparaten bestätigt werden. Dazu wirken pflanzliche Stoffe oft noch deutlich individuell unterschiedlicher und zudem weniger stark als klassische Medikamente.
Betroffene benötigen also ein erhebliches Maß an Geduld und den Willen zum wiederholten Testen, um die für sie richtigen Präparate zu finden. Mangels klarer Reglementierungen finden sich auch Präparate mit unzureichendem Wirkstoffgehalt. Insbesondere homöopathische Mittel, die nur noch minimale oder keine wirksamen Bestandteile mehr enthalten, lassen sich von Laien oft nur schwer von regulären pflanzlichen Präparaten unterscheiden.
Langfristig besser Schlafen
Pflanzliche Schlafmittel sind nur für den kurzfristigen Gebrauch gedacht und können die zugrundeliegenden Symptome des schlechten Schlafs nicht beseitigen. Dazu bedarf es und Umstellung der Lebensgewohnheiten durch die Verbesserung der Schlafhygiene und der Schlafumgebung. Um sicherzugehen, dass keine Schlafstörung vorliegt sollte ein Arzt konsultiert werden.
Arten von pflanzlichen Schlafmitteln
Folgende pflanzliche Schlafmittel können eine Verbesserung des Schlafs bewirken:
- Baldrian (Valeriana officinalis)
- Ginko (Ginkgo biloba)
- Hanf (Cannabis in Form von CBD-Öl)
- Hopfen (Humulus lupulus)
- Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Kamille (Matricaria chamomilla L.)
- Kawain (Extractum Kava)
- Lavendel (Lavandula officinalis, Lavandula vera)
- Melisse oder Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
- Passionsblume (Passiflora)
Baldrian
Baldrian ist ein Kraut, das seit Jahrzehnten Europa als Schlafmittel verwendet wird. Trotz seiner Beliebtheit sind die Schlussfolgerungen hinsichtlich seiner Wirksamkeit gemischt. Eine Überprüfung von 16 Studien aus dem Jahr 2006 und eine spätere Metaanalyse aus dem Jahr 2010 ergab, dass zwar alle Studien Teilnehmer schneller einschliefen und einen besseren Schlaf hatten, diese Bewertungen jedoch subjektiv waren. Ob die Schlafverbesserung durch einen Placeboeffekt oder die Baldrianwurzel selbst hervorgerufen wird, ist nicht bekannt.
Ginkgo
Ginkgo biloba ist ein natürliches Kraut, das durch seine beruhigende Wirkung Stress abbaut. Während eine Studie keine objektiven Verbesserungen gefunden hat, berichteten die Teilnehmer subjektiv über eine bessere Schlafqualität. Eine weitere Studie fand objektive Verbesserungen im Schlaf bei Menschen mit Depressionen.
Hanf
CBD-Öl wird aus Nutzhanf gewonnen und hat keine berauschende Wirkung wie THC. Studien zeigen, dass CBD den Schlaf durch Regulierung des Schlafverhaltens, Linderung von Schmerzen und Reduzierung von Stress verbessert. Außerdem gibt es immer mehr Beweise dafür, dass CBD bei Angstzuständen, Depressionen und PTBS hilft - alles psychische Zustände, die den Schlaf oft beeinträchtigen. Es sind weitere Forschungen nötig, um die Wirkung zu verstehen.
Hopfen
Hopfen hat eine lange Geschichte als Heilmittel gegen leichte Angstzustände und Schlaflosigkeit. Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass Hopfen schlaffördernde Verbindungen enthält, obwohl die Ergebnisse der klinischen Studien nicht eindeutig sind. Darüber hinaus gibt es nur sehr wenige Informationen über Hopfen allein, wobei die meisten Forschungen über Hopfen in Kombination mit Baldrian durchgeführt wurden.
Johanniskraut
Johanniskraut stimuliert auch die GABA-Rezeptoren im Gehirn, wodurch Ruhe und Schlaf erleichtert werden. Zu den Nebenwirkungen von Johanniskraut gehören Schwindel, Mundtrockenheit und Magen-Darm-Beschwerden.
Kamille
Die Kamille ist eine Gänseblümchen ähnliche Pflanze, die oft als Schlaftee getrunken wird. Sie lindert sowohl Angstzustände als auch Depressionen und verschiedene Studien haben herausgefunden, dass sie entweder die Tagesfunktion verbessert oder den Schlafbeginn beschleunigt.
Kawain / Kava
Kava oder Kava-Kava, ist ein Pflanzenextrakt von den pazifischen Inseln. Während Kava nachweislich stressbedingte Schlaflosigkeit lindert und den Schlafbeginn verkürzt, reichen die Nebenwirkungen von leichtem Schwindel bis hin zu Leberschäden, Zirrhose und Hepatitis. Aus diesem Grund sollte Kava als pflanzliches Schlafmittel vermieden werden.
Lavendel
Lavendel wird häufig zur Behandlung von Schlaflosigkeit als Aromatherapie Öl verwendet. Es ist das effektivste ätherische Öl für den Schlaf, wobei mehrere Studien seine Wirksamkeit auf dem Niveau traditioneller Schlafmittel und 14-24 % Verbesserungen gegenüber einem Placebo belegen. Lavendel hilft auch bei der Linderung von Angstzuständen, die selbst oft mit Schlaflosigkeit einhergehen.
Melisse
Zitronenmelisse ist eine Minzpflanze, die einen positiven Effekt auf die GABA-Rezeptoren im Gehirn haben kann. Besonders gut wirkt sie in Kombination mit Baldrianwurzel.
Passionsblume
Die Passionsblume ist eine weitere Pflanze, die mit besserem Schlaf assoziiert wird. Allerdings scheint ihre Ergänzungsform wie der Lavendel weniger wirksam zu sein als andere Versionen (Passionsblumentee zum Beispiel bietet eine leichte subjektive Verbesserung der Schlafqualität). Es wurden keine unerwünschten Nebenwirkungen festgestellt und es scheint sicher zu sein, obwohl es eher einen Placeboeffekt auf den Schlaf hat.
Sind pflanzliche Schlafmittel gefährlich?
Viele Menschen bevorzugen natürliche Schlafmittel, weil sie weniger künstliche Inhaltsstoffe haben und einen sauberen Lebensstil ermöglichen. Im Allgemeinen haben natürliche Schlafmittel weniger und weniger extreme Nebenwirkungen als verschreibungspflichtige Schlaftabletten.
Doch nur, weil ein Schlafmittel natürlich ist, bedeutet das nicht, dass es garantiert sicher ist. Einige pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel können für einige Menschen nachteilige Nebenwirkungen haben.
Insbesondere einige Gruppen von Menschen müssen bei natürlichen Schlafmitteln besonders vorsichtig sein, wie z.B. Schwangere, Kinder und alle, die andere Medikamente einnehmen. Wenn du zu einer dieser Gruppen gehörst, solltest du einen Arzt konsultieren, bevor du ein pflanzliches Schlafmittel probierst.
Dosierung und Einnahme
Die Wirksamkeit bestimmter Schlafmittel ist sowohl von dem pflanzlichen Schlafmittel als auch von der Person abhängig. Darüber hinaus erfordern einige pflanzlichen Schlafmittel eine deutlich höhere Dosierung als andere, weshalb immer die Dosierungsrichtlinien des Herstellers befolgen werden sollten. Tritt keine Wirkung ein, kann die Dosierung schrittweise erhöht werden.
Die optimale Einnahmezeit ist ebenfalls dem Beipackzettel zu entnehmen. Die meisten pflanzlichen Schlafmittel sollten zwischen 30 Minuten und 2 Stunden vor dem Einschlafen eingenommen werden.
Da sie weniger Nebenwirkungen haben als verschreibungspflichtige Schlaftabletten können sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Baldrian kann bis zu 6 Wochen am Stück eingenommen werden und ist sogar am wirksamsten nach einer regelmäßigen 2-wöchigen Einnahme.